Ateliertage Winter 2022/23
Konzerte, Präsentationen, Vorträge, interaktive Ausstellung, Workshops & Diskussionen
Die Ateliertage des Landeszentrum MUSIK-DESIGN-PERFORMANCE fanden in diesem Wintersemester am 16. und 17. Januar statt. Sie bildeten ein breites Spektrum ab von experimenteller Ensemblemusik über Vorträge zu aktuellen Themen bis hin zu interaktiven Installationen und Trickfilm-Präsentationen.
Interaktiv, experimentell und trickreich
„COBRA“ die US-amerikanischen Heroen der experimentellen Musik Zohn Zorn eröffneten die Ateliertage im Januar: Eine bunt gemischte Gruppe von Instrumentalist*innen performte eine ganz eigene Trossinger Version dieses sog. Game Piece, indem sie nach bestimmten einem Gesellschaftsspiel entnommenen Spielregeln und bunten Karten improvisierten, actionreich und unter vollem Körpereinsatz. Trossinger Studierende präsentierten sich mit sechs Uraufführungen aus dem Projekt „Instrument und Live-Elektronik“, Kompositionen von Musikdesign-Studierenden jeweils im Tandem mit Instrumentalist*innen der Hochschule. So vielfältig wie die Instrumenten-Auswahl- von Viola da Gambe über präparierten Flügel bis hin zur Orgel- war die stilistische Bandbreite der Kompositionen des 3. Semesters Musikdesign.
Weiter ging es mit Trickfilmvertonungen aus der Kooperation mit der Partneruniversität in Nanyang (Singapur), wo Musikdesign-Studierende ihr hervorragendes Geschick zur Vertonung der Filme zeigten. Einblick in die Entstehungshintergründe der insgesamt sieben Arbeiten und Herausforderungen der transkontinentalen Arbeitsstruktur bot jeweils ein kurzes Werkstattgespräch.
Am Dienstag bot sich gleich bei Eintritt in die Hochschule ein Experimentierfeld dar: An den Spieltischen der Tischkicker konnten Besucher und Hochschulangehörige kreativ werden mithilfe von Playtronicas, betreut von Peter Wehmann. Leitfähige Alltagsgegenstände wurden durch Krokodilklemmen mit dem kleinen Midi-Controller Playtron verbunden und erzeugten Sound mittels einer DAW. Die Ausstellung lud zum kooperativen Herumprobieren mit verschiedenen Sounds und Gegenständen ein.
„Künstliche Intelligenz in Komposition, Klangsynthese und Musikdesign“: Diese Zukunftsthemen der Musiklandschaft halten durch Prof. Dr. Luc Döbereiner und Prof. Dr. Joachim Gossmann Einzug in die Hochschule. In zwei Antrittsvorträgen stellten sich die 2021 Berufenen vor und boten Einblick in ihre jeweilige Beschäftigung mit der Thematik. Prof. Dr. Christina Zenk stellte „Gutes Design und Klang“ in den Mittelpunkt ihres Workshops "Ramsifikation". Die durch den legendären Designer Dieter Rams formulierten Regeln für gutes Design führten zu einer angeregten Diskussion, inwieweit diese auf heutige Fragestellungen im Musikdesign übertragbar sind.
Zum Abschluss präsentierten Studierende aus Musikdesign und anderen Studiengängen ihre aktuellen Arbeiten und Kompositionen, überaus vielseitig: von der Akusmonium-Installation mit Blockflöten und Elektronik (Leon Aviles Fucyman mit Julia Wetzel und Joëlle Ducleaux) über von marrokanischer Musik inspirierten Raumklang-Arrangements von Samir El Himer bis hin zu Körpersensorik einsetzender Gitarrenperformance mit Visuals (Josef Häusel) oder Kompositionen für Ensemble, sogenannte Open Scores, von Luis Miehlich und Marius Jenschke.
Programm
Die Ateliertage des Landeszentrums Musik–DESIGN–PERFORMANCE eröffnen mit einem studiengangübergreifenden Konzert: ein bunt gemischtes Open Score-Ensemble spielt eine ganz eigene Version von John Zorns (*1953) berühmtem Game Piece „COBRA“ von 1984. Außerdem präsentieren Musikdesign-Studierende ihre taufrischen Kompositionen im Tandem mit Instrumentalist*innen der Hochschule.
Betreuung: Prof. Sonja Schmid, Prof. Ludger Brümmer, Prof. Dr. Joachim Goßmann, Wolfgang Mittermaier
Musikdesign-Studierende der Jahrgänge 2019 und 2020 präsentieren animierte Kurzfilme, die in Kooperation mit der Partneruniversität Nanyang (Singapur) entstanden sind. Die Musikdesign-Studierenden tragen nicht nur die Musikkompositionen, sondern auch die Sounddesigns zu den Animationsfilmen aus Singapur bei.
Das Projekt wird von Prof. Olaf Taranczewski, Prof. Florian Käppler, Jürgen Swoboda und Prof. Hannes Rall (Singapur) betreut.
Ein Keyboard aus Gemüse? Playtronica macht es möglich!
Leitfähige Objekte lassen sich durch Krokodilklemmen mit dem kleinen Midi-Controller Playtron verbinden und steuern so ein elektronisches Instrument oder eine DAW (Digital Audio Workstation). Die Spieltische auf den Tischkickern laden zum kooperativen Herumprobieren mit verschiedenen leitfähigen Objekten und Sounds ein.
Organsiation: Prof. Dr. Philipp Ahner und Peter Wehmann
In dem Workshop für Studierende werden entlang der Ideen für ein gutes Design von Dieter Rams musikbezogene Beispiele diskutiert. Studierende sind daher eingeladen, eigene Beispiele für miss-/gelungenes Musikdesign mitzubringen. Dies sind i.d.R. anwendungsbezogenen Objekte wie Games, Markenklänge (Audiologo oder Soundicons), Museum-Guides o.ä.
Leitung: Prof. Dr. Christina Zenk
Dieter Rams (*1932), erfolgreicher Industriedesigner (bspw. Braun) und emeritierter Professor für Industriedesign an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, schrieb in dem 1987 erschienen Text „Ramsifikationen“ seine Ideen für ein gutes Design nieder. Ziel seiner Entwürfe sind u.a. Klarheit der Form, Materialgerechtigkeit, einfache Bedienbarkeit und Nachhaltigkeit.
18.00 Uhr: Vortrag Prof. Dr. Joachim Goßmann
Dr. Joachim Goßmann ist Professor für Künstliche Intelligenz in Musikdesign und arbeitet an den Schnittstellen von Technik, Philosophie und kreativer Praxis an audiozentrischen Medienumgebungen. Er hat ein Tonmeisterdiplom der UdK, Berlin, ein MFA für Medienkomposition vom California Institute of the Arts sowie einen PhD im Fachbereich Computermusik von der University of California, San Diego.
Seine berufliche Karriere führte ihn zum Fraunhofer IAIS in Bonn, dem ZKM Karlsruhe, dem Qualcomm Institute in San Diego sowie DTS, Inc. wo er sich als Entwickler, Programmierer und Erfinder mit Prototypen im Bereich der Virtual- und Augmented Reality, Klangverräumlichung im Bereich der Elektroakustischen Musik, Objektbasierten Audioformaten und dem Konflikt zwischen zeitbasierten Inhalten und Interaktion beschäftigte.
18.45 Uhr: „Kontingenz und Algorithmus“ – Vortrag Prof. Dr. Luc Döbereiner
Anhand aktueller Kompositionen skizziert der Vortrag ein relationales Verständnis von Klang. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie musikalische und klangliche Form als emergentes Ergebnis der Interaktion von technologischen und menschlichen Agenten entstehen kann.
Dr. Luc Döbereiner ist Professor für Künstliche Intelligenz in Komposition und Klangsynthese und Komponist instrumentaler und elektronischer Musik. Er hat am Institut für Sonologie in Den Haag studiert und wurde von der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz promoviert. Seine Arbeit beschäftigt sich mit Kompositionsmodellen, Algorithmik, Non-Standard Klangsynthese, Improvisation, Materialität, künstlicher Intelligenz und komplexen Systemen in der musikalischen Komposition und Klangkunst.
Seine Musik wurde von zahlreichen Ensembles und Solisten in Europa aufgeführt und er hat seine wissenschaftliche Arbeit in Zeitschriften wie Computer Music Journal, Organised Sound und Contemporary Music Review veröffentlicht. Er hat an der Hochschule der Künste Bern, der Universität der Künste Berlin und an der FU Berlin unterrichtet und war Postdoc-Forscher am Centre for Research in New Music der University of Huddersfield und am Institut für Elektronische Musik und Akustik Graz.
Studierende aus Musikdesign und anderen Studiengängen präsentieren eigene Werke und Projekte.
Betreuung: Prof. Sonja Lena Schmid, Prof. Olaf Taranczewski, Prof. Ludger Brümmer, Prof. Dr. Joachim Goßmann, Prof. Dr. Luc Döbereiner
Im Anschluss ab 22.00 Uhr: Musikdesigner:innen kuratieren den musikalischen Ausklang bei gemütlichem Beisammensein.